Nachdem ich bereits vor einigen Tagen über eine Demonstration für Israel berichtet hatte, wollte ich mir heute mal eine Demonstration für Palästina anschauen. Ich weiß nicht, wer dazu aufgerufen war, aber auffällig war neben vielen offenbar türkisch- und arabischstämmigen Menschen auch eine große Anzahl Altlinker, die man sonst hier vor allem von der Demonstration gegen die Sicherheitskonferenz in in München kennt. Fahnen habe ich von der MLPD und der KKE gesehen.
Auftakt war auf dem Orleansplatz am Ostbahnhof. Sensibilisiert durch die antisemitischen Ausfälle der vergangenen Wochen in vielen Städten waren die Auflagen für die Demonstration entsprechend streng. Bereits vorher kontrollierte die Polizei Transparente und Schilder und untersagte gegebenenfalls auch deren Verwendung. So konnte ich beobachten, das eine Fahne, die vermutlich der ISIS zuzuordnen war, nicht gezeigt werden durfte. Ebenso war die Parole „Kindermörder Israel“ verboten. Trotzdem gab es einige Schilder, die man als sehr grenzwertig oder offen antisemitisch einstufen musste.
Während der Auftaktkundgebung sprachen mehrere Redner. Dabei wurde auch immer wieder darauf hingewiesen, das man keinen Antisemitismus haben will und das die Demonstration nicht gegen Juden ist. Gleichzeitig wurde allerdings auch von einem „Vernichtungskrieg“ gegen Palästina gesprochen und zum Boykott israelische Waren aufgerufen.
Am Rande des Orleansplatz stand eine Gruppe Jugendlicher mit Israelfahnen. Sie störten die Veranstaltung nicht. Es gab allerdings ein paar Diskussionen. Dabei zeigte sich wieder ein mal die kognitive Dissonanz der Palästinaunterstützer. Die Tatsache, das die meisten Menschen die positiv zu Israel stehen auch Frieden für Palästina wollen, das nehmen sie nicht wahr. Dafür wird auf die Fragen „Ist Dir bekannt, das Israel kurze Zeit sogar einen arabischen Präsidenten hatte? Das arabisch dort auch Amtssprache ist? Das es dort Religionsfreiheit gibt?“ damit geantwortet, dass das nur Fassade wäre.
Nach ca. einer Stunde begann eine Demonstration durch München. Da, wie erwähnt, die Parole „Kindermörder Israel“ nicht erlaubt war, hielt man es wohl für sehr clever, stattdessen „Kindertöter Israel, Frauentöter Israel, Menschentöter Israel“ zu rufen. Anfang wurde auch mehrmals „Intifada bis zum Ende“ skandiert. Insgesamt verlief die Demonstration mit mehreren hundert Menschen friedlich, aber laut. Als zwischendurch mal eine Israelfahne zu sehen war, gab es laute Buh-Rufe.
Die Abschlusskundgebung fand wieder auf dem Orleansplatz statt. Dort wurde noch mehrmals zum Boykott israelischer Waren aufgerufen. Ich frage mich dabei immer, ob die Menschen überhaupt wissen, wie viel der Technologie, die sie tagtäglich nutzen, aus Israel kommt.
Es ist schlimm für alle Menschen, die dort leben. Es ist schlimm, wie diese Menschen zum gegenseitigen Hass erzogen und manipuliert werden. Auf beiden Seiten, auf der israelischen Seite eventuell noch mehr, gibt es Menschen, die all das beenden möchten, bevor es höchstwahrscheinlich noch schlimmer kommt.