Nach fast drei Monaten habe ich mir mal wieder eine Montagsdemo / Montagsmahnwache für Frieden in München angeschaut. Als Gastredner war Rico Albrecht von wissensmanufaktur.de geladen, um über das Geldsystem zu sprechen.
Anwesend waren geschätzt 100 Teilnehmer bei der Veranstaltung. Es gab einige Musikbeiträge von Tamara Trombitas (Link geht zu Facebook) und Grüße aus anderen Städten sowie kurze Redebeiträge.
Dann kam Rico Albrecht an die Reihe. Ich persönlich halte die Hinzunahme von wissensmanufaktur für, höflich ausgedrückt, sehr grenzwertig. Psiram.com schreibt darüber:
Die Wissensmanufaktur (auch „Institut für Wirtschaftforschung und Gesellschaftspolitik“) ist ein internetbasiertes Projekt des deutschen Unternehmers Andreas Popp.
(…)
Eine große Zahl von Beiträgen von Popp, hauptsächlich in Form von Videos, kann auf der Internetseite wissensmanufaktur.net abgerufen werden. Als Mitglieder eines wissenschaftlichen Beirats der Wissensmanufaktur werden folgende Personen genannt: Der Ökonom Wolfgang Berger, der Tierrechtler Helmut Kaplan, der Verschwörungstheoretiker Karl Albrecht Schachtschneider, der Meteorologe Wolfgang Thüne und der rechtsorientierte Medienwissenschaftler und Journalist Michael Vogt.
Rico Albrecht sprach über das Geldsystem und den so genannten Plan B. Was das ist, soll und kann sich ja jeder selber ergooglen. Kapitalismuskritik ist ja schön und gut, leider wird das Ganze dann doch nicht so richtig beim Namen genannt und alles nur auf das Geldsystem und den Zinseszins geschoben. Dafür fielen dann Aussagen wie dass zum Glück in Russland ein besonnener Staatschef an der Macht ist und Mainstreammedien zum Auslaufmodell werden, das Internet aber zur sicheren Quelle. Rico empfahl auch den deutschen Journalisten zu kündigen und eigene Internetseiten zu gründen, die die Wahrheit verbreiten. Damit können sie dann Geld verdienen. Alternativ empfahl er einen Tag der Wahrheit, z.B. den 3. Oktober, ab den Tag gehen alle Journalisten in den Streik und lügen nicht mehr.
Interessanter war die Diskussion danach am offenen Mikro. Da kam tatsächlich jemand und meinte, der Kapitalismus könne gar nicht Schuld an den Kriegen sein, denn Kriege gab es schon vor dem Kapitalismus. Na ja… Eine Frau fing damit an „Also Deutschland ist ja gar kein Land sondern eine GmbH..“, ihr wurde aber sofort von den Organisatoren das Mikro abgenommen und dem Quatsch widersprochen. Der Moderator der Mahnwache sagte in aller Deutlichkeit, dass das Schwachsinn ist und man dort so etwas nicht haben will. Und weil er grade dabei war, machte er auch nachdrücklich klar, dass bei der Mahnwache in München keine Redner und Rednerinnen aus dem rechten und dem rechtspopulistischen Lager Rederecht erhalten. Darüber regte sich eine ältere Frau ziemlich heftig auf, sie war von der islamophoben Partei „Die Freiheit“. Im Publikum meinten einige, das wäre ja Zensur und buhten den Moderator aus. Aber ich fand, das war eine klare und absolut vernünftige Ansage von ihm. Insofern gibt die Montagsmahnwache in München schon ein positives Beispiel ab.
Später gab es dann die Diskussionen im kleinen Kreisen, wobei auch immer wieder, es wird langsam langweilig, das Thema der Souveränität Deutschlands angesprochen wird. Es ist unglaublich, was sich da manche Menschen zusammenfantasieren. Die Krönung war allerdings eine ältere Frau, die mir erklärte, Nazis in Deutschland heißen nicht Nazis sondern Nasos. Warum? Ja weil die Abkürzung für Nationalsozialisten Naso ist und Nazi für Nationalzionisten steht. Es war die selbe Frau, die später auch meinte, das am 9.11.2001 in New York unter dem WTC eine thermonukleare Bombe gezündet wurde.
Mein Fazit von der Montagsmahnwache in München: Es wird noch immer zu viel um das Geldsystem und den Zinseszins herumgeschwurbelt anstatt das Thema mal beim Namen zu nennen und richtige linke und antikapitalistische Positionen zu beziehen. Aber es ist den Organisatoren hoch anzurechnen, das sie konsequent den verschwörungstheoretischen Mist abweisen und keine rechten und antisemitischen Reden zulassen.